Donnerstag, 10. Januar 1918

    

Deutscher Sprachverein. Die Fahrkarten unserer städtischen Straßenbahn weisen seit Jahresfrist auf der Rückseite die Verdeutschung von 12 gebräuchlichen Fremdwörtern aus dem Verkehrsleben auf. Dazu sind seit voriger Woche größere Tafeln gekommen, die an den vorderen Glasfenstern sämtlicher Wagen inwendig angebracht und von der Verwaltung der Straßenbahn und vom hiesigen Deutschen Sprachverein unterzeichnet sind. Auf ihnen werden gegen 60 Wörtern aus dem Geschäfts-, Gewerbe- und Verkehrsleben als Fremdwörter und in deutscher Uebersetzung angegeben, so daß jeder Fahrgast Gelegenheit findet, sich auf den Reichtum und die Schönheit seiner Muttersprache zu besinnen. […]

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Die Ortskohlenstelle berichtet: Auf mehrfache Vorstellungen hat der Reichskohlenkommissar die für die Stadt Bonn zuständige Kohlenmenge erhöht; die erhöhte Menge entspricht aber bei weitem nicht dem Bedarf. Es ist also nach wie vor notwendig möglichste Sparsamkeit beim Brennstoffverbrauch walten zu lassen. […] Wiederholt wird darauf hingewiesen, daß die Abgabe von Kohlenmarken an die Händler im Voraus, bevor Lieferung der Brennstoffe erfolgt, unzweckmäßig ist und vielfach dazu führt, daß Kohlenmarken verfallen. Bei der Ortskohlenstelle werden viele Klagen darüber laut, daß die Kohlenhändler die bestellten Kohlen oder Briketts nicht in die Wohnung liefern. Bei dem Mangel an Personal und Fuhrwerk ist es den Händlern unmöglich, in allen Fällen die Lieferung in die Wohnungen vorzunehmen. Es empfiehlt sich, soweit irgend möglich, die Kohlen beim Händler abzuholen oder abholen zu lassen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Die Gemüseversorgung ist in letzter Zeit auch wieder geringer geworden. Glücklicherweise ist das Lebensmittelamt in der Lage, noch immer reichliche Aepfelzufuhren auf den Wochenmarkt zu bringen. Letzteres wird hier noch viel zu wenig anerkannt, wenn man bedenkt, daß in anderen Städten gerade in Obst zur Zeit und schon seit Wochen die allerempfindlichste Knappheit herrscht. Da aber auch die Aepfelbestände zur Neige gehen, so kann den Bürgern nicht dringend genug geraten werden, sich recht bald einen möglichst hohen Bestand aufzukaufen und diesen zu Hause einzulegen. Zur Zeit werden die Aepfel noch ohne jede Gewichtsbeschränkung an die Bonner Käufer abgegeben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)

Stadttheater. Sobald hier eine Oper angesagt ist, sind in höchstens nach Ablauf einer Stunde des angesagten Vorverkaufs sämtliche Sitzplätze ausverkauft. Die Kalamität liegt zweifellos daran, daß bei dem kleinen Theater viel zu wenig Opern sind – alle 14 Tage eine Oper – für eine Stadt, wie Bonn nebst Umgebung. Könnte bei der Direktion nicht angeregt werden wöchentlich 1 – 2 Opernvorstellungen zu geben. Sie dürfen sicher gut besucht sein; so geht der größte Teil leer aus. Vielleicht wenigstens ab und zu eine Oper mit aufgehobenem Abonnement. Einige, die stets vergeblich „stehen“.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Keller-Räuber. In erschreckender Weise mehren sich tagtäglich die Einbruchdiebstähle. Ungeniert und durch die allgemeine Dunkelheit begünstigt treiben die Einbrecher ihr „Handwerk“. In den letzten Tagen hat man dafür die Paulstraße und Breitestraße ausersehen und aus mehreren Kellern sind die notdürftigsten Nahrungsmittel wie Kartoffeln, eingemachte Bohnen, Kappus und Aepfel ungestört weggenommen worden. In der vorigen Nacht haben die Diebe schon zum zweiten Male in dem Keller des Hauses Ecke Breite- und Paulstraße eingebrochen und Vieles hinausgeschleppt; da sich in demselben ein Kolonialwarengeschäft befindet, vermuteten die Diebe große Beute.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)