Freitag, 9. November 1917

    
[…] Milchversorgung. Mit Beginn des Winters wird bekanntlich die Milcherzeugung erheblich geringer; denn da Grünfutter nicht mehr zur Verfügung steht, sind die Landwirte ausschließlich auf die sogenannte Stallfütterung angewiesen. Auch wirkt die kalte Witterung hemmend auf die Milcherzeugung ein. In diesem Jahre ist zudem die Futterernte nur mäßig ausgefallen. Kraftfutter, wie Kleie und Oelkuchen usw., ist dagegen aus bekannten Gründen nur in geringer Menge zur Fütterung der Kühe verfügbar. Die Milchzufuhr wird daher im Winter erheblich zurückgehen. Die Folge wird sein, daß wir eine Zeitlang nur für Versorgungsberechtigte Vollmilch zur Verfügung haben, während die Belieferung der Vorzugsberechtigten nur in einzelnen Fällen oder garnicht möglich ist.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. November 1917Beerdigung des Generalmajors a. D. Krummacher. Unter zahlreicher Beteiligung ist Generalmajor Krummacher, der trotz seiner 82 Jahre als der älteste diensttuende Offizier des preußischen Heeres im Kriege tätig gewesen, gestern nachmittag beerdigt worden. Die Offiziere der Garnison und zahlreiche militärische Abordnungen aus den Regimentern, denen Krummacher angehört hat, nahmen an dem Trauerzug teil. Der König und die Königin von Württemberg, der Herzog von Sachsen-Meiningen, die Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, der Oberpräsident, der Kommandierende General, der Kölner Regierungspräsident und andere hatten herzliche Beileidsdepeschen gesandt. Die Stadt Bonn widmete einen Kranz. Im Trauerhause hatte Pfarrer Lorenz eine Gedächtnisrede gehalten, in der er der ehrenvollen Laufbahn des Verblichenen gedachte. Die Beerdigung erfolgte mit militärischen Ehrungen. Der Sarg wurde, während eine Kompagnie die militärischen Ehren erwies und die Militärkapelle einen Choral spielte, auf den Leichenwagen getragen. Den Trauerzug eröffneten die Spielleute und die Kapelle eines hiesigen Truppenteils, dann folgten die Ehrenkompagnie und die Kriegervereine, deren Ehrenvorsitzender oder Ehrenmitglied General Krummacher war. Hinter dem Leichenwagen schritten in langem Zuge die hiesigen und zahlreiche auswärtige Offiziere, darunter mehrere Generäle und Abordnungen der Regimenter, denen der Verstorbene angehört hat, ferner Vertreter vieler Behörden, die Mitglieder der Lese, der Loge usw. Am Grabe, wo Pfarrer Lorenz die Gebete verrichtete, ehrten die Vertreter von Vereinen und Körperschaften den Entschlafenen durch Niederlegen von Kränzen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 8. Nov. Von der Elektrischen überfahren und schwer verletzt wurde gestern abend gegen 7 Uhr das Ehepaar Rentner Ernst von der Bey aus Godesberg. Das Ehepaar befand sich auf dem Heimgange über die Roonstraße nach seiner Wohnung Hochkreuzallee 2 und wich hierbei dem ihm von Bonn entgegenkommenden Zuge der Elektrischen aus dem Wege, ohne zu beobachten, daß auf seiner Rückseite zugleich ein Zug der Elektrischen kam, der auf der Fahrt nach Bonn war. Bei der herrschenden Dunkelheit und durch das völlige Beschlagensein des Betriebswagenfensters vom Regen vermochte der Zugführer auch die Strecke nicht weit genug zu übersehen. Der Mann wurde nach Bonn in das Hospital der Barmherzigen Brüder verbracht, während Frau von der Bey in das Viktoriahospital nach Godesberg kam.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Die Gaswerksverwaltung hat sich wohl nicht vorgestellt, daß die nächtliche Gasabsperrung für die Krankenpflege sehr nachteilig ist. Was macht ein Arzt, der nachts zu einem Kranken gerufen wird. Kann es die Gaswerksverwaltung verantworten, daß Menschenleben dadurch aufs Spiel gesetzt werden, daß die Aerzte ihren Beruf nicht ausüben können? Was soll geschehen, wenn die Geburt eines Kindes bevorsteht, was ja auch nachts häufiger vorkommt? Die Behörde sollte sich die Durchführung dieser Maßnahmen noch dreimal überlegen, bevor sie den Bürgern solche Opfer auferlegt. Eine „weise Frau.“

Zur Rübölverteilung. Anläßlich des dieswöchigen Rübölverkaufs möchte ich unsere Stadtverwaltung fragen: Warum wird das Oel immer nur an einige ausgewählte Geschäfte zum Verkauf abgegeben und nicht an jedes Geschäft, wie die andern Warend? Ich, und mit mir viele anderen Frauen haben von 4½ bis 6 Uhr an einem Geschäft der Arndtstraße gestanden, ohne aber unser Quantum erhalten zu können. Warten haben wir ja genügend gelernt, daß man aber noch bei dem Warten den Hohn und Spott der Angestellten einstecken muß, das ist denn doch hinreichend viel. Die jungen Lehrmädchen und Angestellten sind ja im Warmen und haben gut lachen, wenn wir stundenlang wie die Bettelweiber vor den Türen stehen müssen, um unser armseliges bischen Ware zu erhalten. Jetzt steht der Winter vor der Tür. Wer kommt uns dafür auf, wenn wir durch das lange Stehen uns eine Lungenentzündung oder sonstige Krankheit zuziehen. Die Stadtverwaltung vielleicht, würde die da wohl einspringen? Vielleicht stellen sich die Herren von der Lebensmittelversorgung mal selbst einige Stunden in solches Gedränge. Schaden könnte ihnen dies auf keinen Fall. Es ist traurig genug, daß man für jede Kleinigkeit immer laufen muß. Hierin Wandel zu schaffen, wäre eine lohnendere Aufgabe, als wie vor dem Salzhamstern zu warnen. Zum Schluß bemerke ich noch, daß die Tochter des obengenannten Geschäftes um ½6 Uhr sagte, es werde nicht weiter verkauft, obwohl die Verkaufszeit bis 6 Uhr dauert. Bei solchen Zuständen wird einem das Durchhalten sehr sauer. Eine Bonner Hausfrau.
   (Aehnliche Zuschriften liegen uns über andere Firmen im Zentrum der Stadt vor. Auch dort kam es zu großen Aufläufen und stundenlangem vergeblichen Warten für viele Frauen. Red.)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Die Erscheinungszeit der Deutschen Reichs-Zeitung mußte eine Aenderung erfahren, weil die schlechte Beleuchtung bei eintretender Dunkelheit ein Austragen der Zeitung am Abend unmöglich machte. Auch mußte der technische Teil unseres Betriebes sich auf die Folgeerscheinungen der Gassperre, die heute beginnt, einrichten. Mit dem Druck der Zeitung wird morgens um acht Uhr begonnen. (Nur die Sonntagsausgabe erscheint am Samstagnachmittag, da in sie, wenn möglich, noch der deutsche Heeresbericht Aufnahme finden soll.) Die Zustellung der Zeitung dürfte dann, auch außerhalb noch größtenteils, am Vormittag erledigt werden können. Auch die Post wird dafür sorgen, daß die Bezieher unserer Zeitung möglichst bald am Tage der Ausgabe in den Besitz des Blattes kommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)