Montag, 22. Oktober 1917

     

Salzeinkäufe.
In den letzten Tagen hat auf irgend ein unsinniges Gerücht hin in allen Geschäften das Salzhamstern begonnen. Man befürchtet eine bevorstehende Salzknappheit. Die Annahme ist gänzlich unzutreffend. Wir verfügen im Deutschen Reiche über eine so große Salzausbeute, auch während des Krieges, daß ein Mangel überhaupt nicht eintreten kann. Dagegen ist es möglich, daß durch eine solche Hamsterwut, wie sie in den letzten Tagen eingesetzt hat, und mit Rücksicht auf den zeitigen Eisenbahnmangel leicht eine vorübergehende Stockung eintreten kann. Alle Hausfrauen werden daher dringend gebeten, diesen Salzeinkäufen aufs Schärfste entgegenzutreten. Auch dürfen die Geschäftsleute vor allen Dingen unter keinen Umständen eine solche Hamsterei befördern. Die Aussprengung solcher Gerüchte ist nur auf feindliche Agenten zurückzuführen, die Unordnung in unsere Volkswirtschaft hineinbringen wollen. Man soll daher die Verbreiter solcher Gerüchte festnageln und öffentlich an den Pranger stellen. Das Lebensmittel ist für jede Auskunft dankbar, die auf die Spur derartiger Schwätzer oder feindlicher Agenten führen kann. Zur besonderen Beruhigung der Bürgerschaft sei aber darauf hingewiesen, daß das Lebensmittelamt über genügende Salzvorräte verfügt, die auf jeden Fall einen Mangel ausschließen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Soldatenbegräbnis zu Bonn.
Wie flammt die Natur in lauter Gold!
War einem Kam’raden von mir so hold,
Dem heute der Trommel dumpfer Klang
Ertönet im letzten Nachhausegang.

Wie heute die Fenster und Türen gehen! –
Mutter, Musik! Wie klingt es so schön!
„Ach schau!“ Es lispelt ein roter Mund:
„Mitziehen Soldaten, so wund, so wund.“

Den Arm in der Binde, die Beine noch schwach,
Schleppen sich Brüder so langsam ihm nach.
“Nur weiter Kam’raden! Wenn auch schon müd’,
Die Musik hilft vorwärts mit einem Lied.“

Mit Trommeln wurde sein Platz erreicht,
Ein seltsam Gefühl uns alle beschleicht:
Als stünde er vor uns als munt’rer Gesell’,
Die Sonne schien nieder, so hell, so hell.
Karl Weis

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Die Metropol-Theater-Lichtspiele bringen von Dienstag, 23. Oktober, ab das Meisterwerk der Lichtbildkunst Fünf Minuten vor Mitternacht, eine Lebenstragödie in 5 Akten, zur Aufführung. Es ist dies ein Kunstwerk, wie es die Filmbühne selten bringt und das überall, wo es in Szene ging, das größte Aufsehen erregt hat. Ferner kommt im zweiten Teil das mit großem Beifall aufgenommene Riesenwerk Ashavar, die Tragödie der Eifersucht, zur Darstellung; heute zum letzten Male die hervorragende Filmschöpfung Weltmeister Brown, der verwegene Kriminalist, in seinem tollkühnen Abenteuer: Zur Strecke gebracht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)