Mittwoch, 22. August 1917

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. August 1917Metropol-Theater. Der neue Spielplan kündigt an: „Die Dame mit der Maske“, ein Filmspiel in fünf Abteilungen mit namhaften Berliner Schauspielern in den Hauptrollen, „Gebrochenen Schwingen“, die Geschichte einer unglücklichen Liebe in drei Akten, „Muttersöhnchen“, ein Bild aus dem Leben in drei Akten, und kleinere Filme.

In den Bonner Lichtspielen werden diese Woche das fünfaktige Schauspiel „Hotel Paradies“ und ein vieraktiger orientalischer Liebesroman „Die Laternen des Schicksals“, ferner u.a. das Lustspiel „Das Telephonkätzchen“ aufgeführt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

       

Gefängnisstrafe für Hamsterer.
Die Obst- und Gemüsezufuhr ist in letzter Zeit besser geworden. Die Höchstpreisübertretungen sind infolge der scharfen Ueberwachung erheblich zurückgegangen. Umso mehr ist es zu tadeln, daß noch immer einige Hausfrauen aus reiner Hamstersucht die Höchstpreise, besonders im Schleichhandel, überschreiten. Dadurch wird nach wie vor das ganze System durchbrochen und der allgemeinen Versorgung der Bevölkerung erheblicher Schaden zugefügt. Es sind u. a. für die Kreise Bonn-Land und Köln-Land besonders scharfe Bestimmungen erlassen. Nach diesen Bestimmungen darf der Erzeuger in den genannten Kreisen Obst und Gemüse an Verbraucher nur noch mit Genehmigung der zuständigen Kreisstelle absetzen. Von dieser Genehmigung ist nur der Verkauf auf den öffentlichen Märkten und an ortsangesessene Verbraucher. Mit diesen Bestimmungen wird zweifellos die Beschickung des Marktes in Bonn gestärkt. Es ist auf Grund der selben ferner ausgeschlossen, daß eine Bonner Hausfrau z. B. nach Duisdorf oder an das Vorgebirge geht, um sich dort Gemüse einzukaufen. Diejenigen, die trotzdem hiernach zuwiderhandeln, werden mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Es sei daher an dieser Stelle auf das Nachdrücklichste vor Uebertretungen gewarnt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. August 1917Bonn: Vom städtischen Lebensmittelamte.
Die Kartoffelversorgung
scheint für die nächsten Wochen durchaus gesichert zu sein.
Es werden auch weiterhin
5 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung und
4 Pfund für die Schwerarbeiter
ausgegeben werden. Die Beschaffenheit der Kartoffeln ist gut, sodaß die Abfälle beim Kochen sehr gering sind. Wie aus den Nachrichten des Kriegsernährungsamtes hervorgeht, werden vom 15. September ab den Kommunalverbänden 7 Pfund Kartoffeln für die Versorgung auf den Kopf der Bevölkerung innerhalb einer Woche zur Verfügung gestellt.
   
Aus dieser Mitteilung kann auch der Schluß gezogen werden, daß nun auch wirklich 7 Pfund verteilt werden können. Das ist jedoch leider nicht zutreffend. Innerhalb dieser 7 Pfund müssen die Kommunalverbände einmal die Zulagen für die Schwerarbeiter verteilen und dann auch noch die Verluste durch Eintrocknen usw. tragen. Es dürften demnach an die Bevölkerung kaum mehr wie 6 Pfund ausgegeben werden. Die Herbstkartoffelernte scheint gut zu werden. Sie ist im vollen Umfange für die öffentliche Bewirtschaftung beschlagnahmt. Da für die Versorgung der Bevölkerung kaum mehr als höchstens 20 Prozent der gesamten Ernte in Frage kommen, so könnten zweifellos auch mehr Kartoffeln für die Ernährung zur Verfügung gestellt werden. Mit Rücksicht auf die sonstigen Ernährungsschwierigkeiten wäre ein Wochensatz von 10 Pfund dringend notwendig. Das läßt sich jedoch mit Rücksicht auf den Wagenmangel der Eisenbahn nicht verwirklichen. Die Kartoffeln werden für die Zeit vom 15. September ds. Jahres bis 15. April 1918 der Stadt Bonn und ebenso allen anderen Kommunalverbänden bis zum 15. November ds. Js. zugefahren, damit die Versorgung der Bevölkerung von Frost und Beförderungsschwierigkeiten durchaus unabhängig ist. Ein Einkellern in den Privathaushalten wird nicht stattfinden. Dagegen wird mit Rücksicht auf die Entlastung der städtischen Läger in der ersten Zeit der Bedarf des Haushaltes auf mehrere Wochen, zunächst voraussichtlich bis Ende November, ausgegeben werden. Gut kommen bei der Kartoffelversorgung für den Winter, also vom 15. September ab, die sogenannten Kleinbauern weg, soweit sie Flächen bis zu 200 Quadratmeter bestellt haben. Die von ihnen gezogenen Kartoffeln müssen ihrem Haushalt restlos belassen werden. [...]

    Es ist vielfach das Gerücht im Umlauf, daß eine Beschlagnahme von Kleidern und Wäsche in Privathaushaltungen demnächst stattfinden soll. Die Reichsbekleidungsstelle hat wiederholt auf das allerentschiedenste erklärt, daß eine Enteignung weder für den Händler noch für den Privatmann irgendwie in Frage kommen kann. Alle Furcht vor einem bevorstehenden Eingreifen in die Privatbestände ist daher völlig haltlos.
[...]

Die Ablieferung der Knochen muß viel sorgfältiger wie bisher geschehen. Die Hausfrauen müssen sich darüber klar werden, daß in den in ihrem Haushalt bereits ausgekochten Knochen noch viele Nährstoffe vorhanden sind. Auf dem Schlachthof ist jetzt eine neue Knochenentfettungsanlage in Betrieb genommen. Durch die Entfettungsanlage wird aus den zurückgelieferten Knochen in hygienisch durchaus einwandfreier Weise zur Zeit bereits ein Zentner Fett täglich gewonnen. Wenn die Ablieferung der Knochen steigt, so wird damit auch die Fettausbeute steigen, die der Versorgung der Bevölkerung wiederum zu gute kommt. Nebenher werden dann die entfetteten Knochen noch für Viehfutterzwecke verwertet.
[...]
Der Verkauf der städtischen Altkleiderstelle
wird mit Schluß dieser Woche bis auf weiteres eingestellt werden. Es sollen vor dem weiteren Verkauf vorerst noch größere Vorräte an Kleidern und Schuhwerk aufgesammelt werden. An alle Haushaltungsvorstände wird daher nochmals die dringende Bitte gerichtet, im Interesse der Versorgung der Bevölkerung unserer Stadt alle irgendwie entbehrlichen Kleiderstücke und Schuhwaren dem städtischen Bekleidungsamt käuflich zu überlassen. Auf Wunsch werden diese Sachen abgeholt.
    Heute mehr wie je ist es angebracht, sich der Vorzüge der
Kochkiste zu erinnern. Wenn man auch nicht ganz auf Gas oder Feuerheizung bei der Kochkiste verzichten kann, so sind die Vorteile, die sie bietet, doch so groß, daß sie mehr Beachtung finden muß wie bisher. Man kann durch die Benutzung einer Kochkiste zwei Drittel an Heizung sparen. Das Essen wird, nachdem man es auf dem Herd oder Gaskocher zum Kochen gebracht hat, in die Kochkiste gesetzt, und dann braucht man sich nicht mehr darum zu kümmern. In der Kochkiste brennt das Essen nicht an, kocht auch nicht über und es wird sogar schmackhafter, weil der Duft und die Nährsalze beim Kochen nicht verloren gehen. In einer Zeit, wo die Kohlennot so groß ist, ist es doppelt ratsam, sich dieser Vorzüge zu sichern. Am Abend koche man das Essen auf einer Kochmaschine oder einem Gaskocher so an, daß es 3-5 Minuten kocht, dann stellt man den Topf in die Kochkiste und am anderen Morgen ist das Essen vollständig fertig. Wieviel Zeit, Geld und Aerger auf diese Weise gespart wird, braucht wohl nicht erst gesagt werden.
   Die Teilnehmer der Kriegsküchen ist um 400 gestiegen, sodaß sie z. Zt. rund 5000 beträgt. Die Vorarbeiten für die Abgabe eines nahrhaften Morgentrankes an die Volksschulkinder sind im Gange, sodaß damit voraussichtlich am 1. Oktober begonnen werden kann.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf.“)