Donnerstag, 24. Mai 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Mai 1917Die hiesige Ortsgruppe des Unabhängigen Ausschusses für einen Deutschen Frieden teilt uns mit: Am Donnerstag, 31. Mai, abends wird Herr Landtagsabgeordneter Dr. Traub aus Dortmund, Mitglied der freisinnigen Volkspartei des preußischen Abgeordnetenhauses, hier im großen Saale des Bonner Bürgervereins im Sinne eines unbeugsamen Siegeswillens und eines starken Hindenburgfriedens einen Vortrag halten, in dem er sich an alle Volksschichten ohne Unterschied der Partei und des Bekenntnisses wendet. Daran sollen sich entsprechende patriotische Kundgebungen an Kaiser und Kanzler anschließen. […]

Keine unnötigen Reisen zur Pfingstzeit. Es ist vaterländische Pflicht eines Jeden, unnötige Reisen, besonders zur Pfingstzeit sowohl im eigenen als auch im Interesse der beurlaubten Heeresangehörigen zu unterlassen. Ueber Pfingsten fahren, wie die Eisenbahndirektionen bereits bekannt gegeben haben, auf keinen Fall mehr Züge als bisher, so daß Personen, deren Reisen nicht unbedingt notwendig sind (z. B. für Zwecke der Landwirtschaft, Industrie usw.) mit Zurückbleiben wegen Ueberfüllung der Züge zu rechnen haben.

Ostpreußen und sein Hindenburg“, der diese Woche in den Bonner Lichtspielen vorgeführte Film, darf nachmittags auch der Jugend vorgeführt werden. Der Film ist ein erfreuliches Beispiel dafür, daß die Lichtspielkunst auch im Dienste der Schulen verwendet werden kann. Er ist außerordentlich reich an packenden, vaterländisch begeisternden Bildern und enthält dazu viele sehr feine Landschaftsaufnahmen. […] Der Hauptteil schildert das traurige Schicksal dieser unserer östlichsten Provinz in den ersten Monaten des Weltkrieges, dann die denkwürdigen Schlachten bei Tannenberg und in Masuren sowie den Wiederaufbau des zerstörten Landes, nachdem ihm unsere tapferen Feldgrauen unter Hindenburgs überlegener Führung den Frieden wiedergegeben hatten. Vor allem die russischen Greueltaten sind leider nur zu wahrheitsgetreu geschildert und erwecken Mitgefühl mit den vielgeprüften ostpreußischen Landsleuten. Ein gleiches Schicksal hätten unsere westlichen Feinde wohl auch unserem Rheinlande bereitet; daß es ihnen nicht gelungen ist, muß jeden mit unauslöschlichem Dank gegen unsere Krieger erfüllen und den Willen zum Durchhalten stärken trotz der mancherlei Entbehrungen, die auch wir zu tragen haben, die aber nichts sind gegen die Leiden und Opfer unserer ostpreußischen Brüder und Schwestern.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Durch Steineauflesen und Unkrautjäten leisteten in den letzten beiden Wochen 16 Gruppen der Bonner Hilfsmannen (Volksschüler) den Grundbesitzern der Umgegend schätzenswerte Dienste. Im Norden der Stadt wurden in den alten Sandgruben die Blüten des schädlichen Huflattichs gesammelt und dadurch der umliegenden Landwirtschaft eine nicht zu unterschätzende Hilfe geleistet. Die Bonner Eisenbeton-Industrie ließ ebenfalls ihre Grundstücke von Unkraut säubern und stellte größere unbenützte Flächen freiwillig und kostenlos zum Anbau von Kartoffeln zur Verfügung.

Der Bonner Wochenmarkt war gestern gut beschickt. Gemüse, wie Rübstiel, Spinat und Schneidgemüse, war reichlich vorhanden. Auch hiesiger Spargel, hiesiger Kopfsalat und Rhabarber kommt jetzt in großen Mengen auf den Markt. […] An holländischen Marktprodukten waren Möhrchen, Blumenkohl, Kopfsalat und Rhabarber zu den festgesetzten Einheitspreisen reichlich zu haben. […] Die Preise für diejenigen Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, blieben im allgemeinen unverändert. Der Verkauf war durchweg nicht besonders flott.
   Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern in fast allen Marktprodukten große Zufuhren; besonders in Rübstiel, Schneidgemüse,Spinat, hiesigem Spargel, sowie in Gemüsepflanzen. […] Der Verkauf war im allgemeinen schleppend und wurde der Markt nicht ganz geräumt.
   Beim städtischen Verkauf auf dem Wochenmarkt war gestern der Zuspruch außer in Fischen auch nicht so rege wie sonst. […]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Arndt-Eiche. Gestatten Sie, daß ich zu den Anregungen, die auf die Förderung der Arndt-Eiche hinauslaufen, eine kurze Bemerkung mache.
   Die Sammlung für die Arndt-Eiche mag ja an sich gut und wohl sein, es ergehen aber jetzt so viele Anforderungen an einen, daß man froh sein kann, wenn man, ohne Schulden zu machen, durchkommt.
   Dazu kommt, daß man so häufig von auswärts, besonders von Berlin, Bettelbriefe, Postkarten, Bilder und andere Sachen zugesandt erhält. Es erhöht auch nicht die Freude der Geber, wenn man annimmt, daß vielfach bei dieser Art Sammlung die Fabrikanten der betr. Artikel viel verdienen und die Gabe nur zu einem geringen Teil dem betr. Zweck zukommt. Ein Familienvater.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Der Pfingstverkehr! Vom 26. bis 29. Mai werden Fahrkarten zu den D-Zügen nur verausgabt, wenn die zu durchfahrende Strecke 60 Kilometer übersteigt. Auch die Ausgabe von Personenzugfahrtkarten kann nur in beschränktem Maße erfolgen und wird eingestellt, falls eine Ueberlastung der Züge oder eine Gefährdung ihrer pünktlichen Ablassung zu befürchten ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)