Donnerstag, 22. März 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. März 1917Eine neue Verordnung über den Ankauf von Lebensmitteln hat der Oberbürgermeister erlassen. Händler bedürfen für den Ankauf von Gemüse, Obst, Kartoffeln, Butter, Eiern usw. im Stadtkreise Bonn sowie für den Verkauf der Waren einer Ausweiskarte des Oberbürgermeisters. Die Erzeuger dürfen nur an Händler verkaufen, die im Besitz der Ausweiskarte sind.

Landaufenthalt für städtische Kinder. Wie in allen größeren Städten Deutschlands, soll auch in Bonn einer größeren Anzahl erholungsbedürftiger Kinder die Wohltat eines längeren Landaufenthalts im kommenden Sommer verschafft werden. Die Vorbereitungen dafür sind schon im Gange. In den hiesigen Volksschulen ist schon begonnen worden, die Namen der in Betracht kommenden Kinder festzustellen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Beschäftigung Jugendlicher. Der Frühling ist da, und mit ihm ist auch wieder regeres Leben in den Hofgarten gekommen. Aber nicht die altbekannten Gesichter der städtischen Gärtner und Gartenarbeiter sind dort zu sehen, sondern ganz junge, die Zukunft von Deutschland, ist dort in eifriger Tätigkeit. Etwa 20 bis 25 junge Leute im Alter von 14 bis 17 Jahren, die sonst ihren Wissensdurst im städtischen Gymnasium stillen, sind im Hofgarten mit Laubrechen beschäftigt; eine Arbeit, die schon seit Herbst der Arbeitskräfte harrt. Die jungen Leute sind der Stadtgärtnerei vom städt. Gymnasium überwiesen und sollen unter fachmännischer Anleitung in allen gärtnerischen wie landwirtschaftlichen Arbeiten unterrichtet werden, um so dem Vaterlande jetzt schon praktisch zu dienen. Daß sie sich bei großem Eifer ganz gut anstellen, ist jedem stillen Beobachter, der von praktischer Arbeit etwas versteht, schon am ersten Tage aufgefallen. Die Arbeitszeit ist vorerst noch auf etwa 3 – 4 Stunden täglich beschränkt; sie wird erst nach und nach etwas erhöht werden. Das zu handhabende Werkzeug ist den Körperkräften entsprechend angepaßt, so daß jeder ohne zu große Uebermüdung leicht damit umgehen kann. Die erworbenen Kenntnisse können sicher auch in späteren Zeiten nutzbringend verwendet werden. Der städt. Fuhrpark, sowohl als auch der Josefshof haben Zöglinge zum praktischen Fahr- und Pferdeunterhaltungsunterricht erhalten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Frühlingsanfang hatten wir gestern bei Schnee, Regen und Sturm. Es ist echtes Märzwetter; die Sonne dringt nur für ganz kurze Zeit durch die Wolken. Lange kanns ja nicht mehr dauern, daß ihre warmen Strahlen wieder die Erde beleben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)